Neuer Landeshauptmann

Tradition folgt auf Tradition

von Redaktion

von Josef Ametsbichler

Bad Tölz – Alles soll so bleiben, wie es ist. Das ist die Botschaft, die Martin Haberfellner gleich nach seiner Wahl zum Landeshauptmann verbreitet. „Wir sind keine Politiker, bei uns geht es um Beständigkeit“, sagt der 65-Jährige aus Kochel am See (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen). Er ist der Neue an der Spitze der bayerischen Gebirgsschützen, da ist Präsidialität angebracht.

Wobei „neu“ bei so einer Traditionstruppe wie den Gebirgsschützen ohnehin ein relativer Begriff ist. 24 Jahre lang hatte Haberfellner unter Karl Steininger, der sich nun mit 78 aus dem Amt zurückgezogen hat, den Stellvertreterposten bekleidet. Gleichzeitig hatte das Duo den letzten Führungswechsel eingeläutet. Vor fast einem Vierteljahrhundert – für Haberfellner Zeit genug, um sich als Nachfolger zu empfehlen.

Die erste Amtshandlung des Neuen nach seiner Wahl bei der Bundesgeneralversammlung gestern im Tölzer Kurhaus galt dann auch seinem Vorgänger: Ein Antrag, Steininger zum Ehrenlandeshauptmann zu ernennen. Die 99 Delegierten der bayerischen Kompanien votierten einstimmig dafür, samt stehenden Ovationen für den scheidenden Hauptmann. Haberfellner tritt in große Fußstapfen, nimmt es aber mit bajuwarischer Gelassenheit. „Ich sehe mich als Tippgeber, als präsidiale Figur, die repräsentiert“, sagt der neue Schützen-Chef. „Wir Gebirgsschützen haben schon alle möglichen Regierungssysteme in Bayern überdauert. Wir sind ein Stabilitätsfaktor.“

Haberfellner war als Favorit für das Amt des Landeshauptmanns ins Rennen gegangen und setzte sich mit 61 von 99 Stimmen gegen Hans Baur aus Wallgau durch. Ganz selbstverständlich war das deutliche Votum nicht: Baur hatte bereits bei der letzten Wahl 2015 als Landeshauptmann kandidiert – und war um drei Stimmen unterlegen. Die Delegierten bestimmten ihn gestern schließlich trotz zweier Gegenkandidaten klar zum Stellvertreter. Enttäuschung machte sich bei Baurs Unterstützern breit, wie bei Manfred Ortner aus Bad Aibling. Der hatte angekündigt, als Stellvertreter anzutreten – aber nur, wenn Baur Hauptmann würde. Nach Haberfellners Wahl zog er seine Kandidatur zurück. „Merkwürdig“, nennt das der Wahlsieger, der sich harmonisierend gibt: „Ich bin mit dem Herrn Baur auf einer Wellenlänge.“

Nun wird der neue starke Mann an der Spitze der gut 12 000 bayerischen Gebirgsschützen zwischen Berchtesgadener und Werdenfelser Land die bayerische Tradition verteidigen. Zwar nicht mit Waffengewalt, aber repräsentierend in voller Montur – beim Patronatstag am 1. Mai zum Beispiel, wo er auf ein weiteres frisch gewähltes Oberhaupt treffen wird: Markus Söder, CSU-Ministerpräsident. Vielleicht nicht der einzige Ministerpräsident in Haberfellners Amtszeit. Das Beispiel Steininger zeigt: So ein Landesgebirgsschützenhauptmann hat einen längeren Atem als die meisten Politiker.

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