Der vergessene Feiertag Josefi

Freibier für die Bepperl

von Redaktion

von Sabine Dobel

München – Freibier und Freifahrten für alle Josefs, Josefas und Josefinen: Heute ist der Name ein geldwerter Vorteil. Am Josefi-Tag bekommen etwa im Kloster Andechs (Kreis Starnberg) sämtliche Namensvettern und -cousinen eine Maß Bier geschenkt; am Wendelstein können alle „Bepperl“ – die bairisch geschlechtsneutrale Form – kostenlos mit der Bergbahn fahren.

Der Josefi-Tag am 19. März fällt in die Fastenzeit, damit aber auch in die Starkbiersaison. Er wird folglich gern mit dem Gerstensaft in Verbindung gebracht. Dazu ist der Namenstag von Marias Bräutigam ein wichtiger kirchlicher Feiertag. Bis 1968 war der Josefi-Tag in Bayern sogar gesetzlicher Feiertag.

Die Abschaffung löste Proteste aus. Aufrechte Seppen taten sich zusammen und gründeten eine Partei. Wichtigstes Ziel: Den Josefstag am 19. März wieder als Feiertag einzuführen, so steht es bis heute in der Satzung der Königlich-Bayerischen-Josefspartei. Heute feiern die Mitglieder traditionsgerecht mit Weißwurst und Weißbier – und am Abend mit einem Gottesdienst. Die Partei mit rund 6000 Mitgliedern – einige sogar in den USA, China, Japan und Indien – sei zwar weltumspannend, leide aber unter Nachwuchsmangel. „Die Jugend hat nicht mehr das Interesse für den Heiligen Josef“, sagt Parteichef Fritz Josef Beintner.

Der Heilige Josef habe nicht nur als Patron der Handwerker und Zimmerleute eine höchst aktuelle Bedeutung, sondern auch als Schutzpatron der Verbannten und Migranten, sagt der Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt, Ansgar Wucherpfennig. Nach Jesu Geburt erschien Josef im Traum ein Engel und befahl ihm, mit Maria und Jesus nach Ägypten zu fliehen; Herodes wolle das Kind töten. Damit sei Josef Flüchtling gewesen, der seine Familie mit dem Weggang aus der Heimat rettete. „Josef“ kommt aus dem Hebräischen und heißt soviel wie „Gott möge hinzufügen“. Der Name setzte sich weltweit durch: Joe (englisch), Yusuf (arabisch), José (spanisch), Giuseppe (italienisch), Ossip (russisch) – und Jupp (norddeutsch).

Liebenswürdigkeit und Großherzigkeit seien Josefs Kennzeichen – über die die Bibel nicht viel berichte, sagt Wucherpfennig. Nicht allzu viel sei über ihn bekannt. Es mag an einer gewissen Wortkargheit des Josef gelegen haben, die man Männern nachsagt – die aber im Falle des Heiligen Josef auf eine in sich gekehrte Gelassenheit schließen lasse. „Das Schweigen ist das Bild des Weisen und Philosophen.“

Obwohl ihm Altäre, Kapellen und Kirchen geweiht sind, blieb Josef stets im Schatten seiner angetrauten Maria. Dass sie prominenter verehrt wird als ihr Bräutigam, könnte laut Wucherpfennig daran liegen, dass sie angesichts des männlich geprägten Gottesbildes das weibliche Ausgleichende verkörpert. Der Theologe hat aber auch eine einfache Erklärung: „Sie ist halt als Frau die bessere Projektionsfigur für Wünsche und Träume.“ So bleibt Josefs Namenstag eher Brauchtums-Fest denn christlicher Festtag.

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