„Hereinspaziert, hereinspaziert!“ Als Carl Krone 1870 seine kleine „Menagerie Continental“ taufte, wird er wohl kaum geahnt haben, dass er den Grundstein für eine unglaubliche Erfolgsstory legt. Es hört sich gewaltig an: Circus Krone ist heute der größte der Welt! Nächstes Jahr feiert er Hundertjähriges, und welch ein Glück, dass sein Stammquartier in München steht. Unsere Stadt ohne Circus Krone? Man mag es sich gar nicht vorstellen. Ganze Generationen saßen auf den Stühlen, schnupperten Zirkusluft, fasziniert von dieser einzigartigen bunten Welt.
In meiner „Amtszeit“ als Faschingsprinzessin gehörte ein großer Einzug im Circus Krone während der tollen Tage zum Programm. Welch ein Erlebnis, als ich bei „Stars in der Manege“ eine Taubennummer präsentierte. Herrlich schon die Proben, einmal mittendrin sein im Geschehen. Wer kannte „Salto Mortale“ nicht? Von 1969 bis 1971 diente der Zirkus als Kulisse für die ARD-Serie. Noch heute gibt es bei uns kein Weihnachten ohne „Circus-Krone-Tag“ mit der ganzen Familie.
Immer noch schwebt über allem der gute Geist von Christel Sembach-Krone. Am 20. Juni 2017 starb die charismatische Prinzipalin. Ihr Erbe wusste sie schon zu Lebzeiten bei Adoptivtochter Jana und Ehemann Martin Lacey in besten Händen. Übrigens: Auch ihr Sohn Alexi, zehn Jahre alt, genießt seine Auftritte mit Cousine Shirin. Die beiden unterhalten das Publikum aufs Beste mit ihren „frechen Ziegen“. Die Liebe zum Zirkus wird einem in die Wiege gelegt.
Noch eine Hommage für die Grande Dame der Zirkuswelt in der letzten Spielzeit, bevor der Zirkus auf Tournee geht: „Christel Sembach-Krones Lieblinge“, so das Motto. Dazu gehört Schwergewicht Tsavo, 38 Jahre jung und das dienstälteste Nashorn der Welt. Ob der Bulle weiß, dass er sich auch mit dem Prädikat „schönstes Nashorn der Welt“ schmücken darf?
Zu den Höhepunkten gehören nach wie vor grandiose Pferdedressuren, hohe Schule in Perfektion. Fasziniert ist das Publikum von Artisten wie dem 21-jährigen Michael Ferreri, der in einer Minute sagenhafte 410 Ballkontakte mit fünf Bällen schafft, von Crazy Wilson, der auf den Flügeln seines Todesrades schwebt. Aber vor allem liebt es die Clowns. Was wäre ein Zirkus ohne die Spaßmacher? Entwickelt aus den Zanni, den Dienerfiguren der Commedia dell’ arte, versüßten Clowns schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts in englischen Theaterstücken die Pausen. Der Schweizer Clown Grock war Anfang des 20. Jahrhunderts in ganz Europa und Amerika berühmt, der Russe Oleg Popow machte sich in den 60er-Jahren einen Namen und unvergesslich auch Charlie Rivel und sein „Akrobat schöööön“.
Im neuen Programm gibt sich der italienische Clown Fumagalli die Ehre. Ein Mann der 1000 Talente, unverkennbar mit seiner charakteristischen Besenfrisur. 2015 überreichte ihm Prinzessin Stephanie beim Zirkusfestival von Monaco den begehrten „Goldenen Clown“. „Zirkus ist für mich ein magisches Schauspiel, das wie ein Weltgeschehen an mir vorbeispaziert. Vor allem mit Clowns nähere ich mich anderen Horizonten“, sagte einst Marc Chagall.
Clowns sind große Persönlichkeiten. Es ist wie mit Wein: Je älter, desto besser. Was sich hinter der Maske verbirgt -– meistens bleibt es ein Geheimnis. Am 8. April ist die letzte Vorstellung – der Circus Krone zieht weiter. Mit dem Zirkuszelt in der Größe eines Fußballfeldes, 120 Scheinwerfern, siebzehn Kilometern Kabel, mehr als 300 Wohn-, Pack- und Gerätewagen. Eine logistische Meisterleistung. „Eure Gunst, unser Streben!“ Das Motto der Krone-Zirkusleute.
Und die Premiere am Donnerstag hat gezeigt, mit wie viel Emotionen und Einsatz das ganze Team die dritte Spielzeit angeht. Großes Kompliment. Wie sehr das Publikum mitgeht, freute sicher auch Spaßmacher Tony Alexis: Nach jeder Vorstellung verabschiedete er sich mit einem „Ahoi“. Die kleine „Clowness“ an seiner Seite entpuppte sich als seine Ehefrau Jeanette. Eigentlich lustig, dass es keine wirklich berühmten weiblichen Clowns gibt. Woran liegt das? Wäre der Weltfrauentag am 8. März eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, dass es die schönste Kunst ist, Menschen zum Lachen zu bringen? Geht ja auch ohne Zirkuskuppel.
In diesem Sinn –
herzlich
Ihre Carolin