Jede Woche beantwortet ein Oberbayer Fragen rund um seine Heimat. Monika Mate, 53 Jahre, wohnt in Erdweg im Kreis Dachau. Ein lebenswerter Pendelort, der auch Bayern ist – ganz ohne Lederhose und Gamsbart, findet die Mitarbeiterin der Münchner Justiz.
-Was ist Erdweg für ein Dorf?
Hochtrabend könnte man sagen, ein moderner Ort mit Visionen. Ich finde: Wir sind einfach ein Ort. Etwas negativ vielleicht sogar: ein typischer Pendlerort. Aber hier ist meine Heimat. Ich lebe gerne hier und fühle mich sehr wohl.
-Welche Visionen gibt es in Erdweg?
Dafür muss man die Historie kennen. Erdweg ist eine sehr junge Gemeinde. Sie entstand 1972 im Zuge der Gebietsreform. Sieben gewachsene Dörfer mit Kirche, Maibaum und Gasthaus wurden eingemeindet, die Verwaltung mit Rathaus kam nach Erdweg. Da gab es ein paar Häuser, einen Bahnhof, eine Post. Sonst nichts. Die Zugstrecke haben wir der Lage zwischen den Klöstern in Altomünster und Indersdorf zu verdanken. Seit 1913 ist Erdweg eine Haltestelle auf der Strecke der berühmten Ludwig-Thoma-Bahn und liegt auf der Linie A, der heutigen S-Bahn-Linie S 2. Inzwischen wohnen knapp 900 Menschen hier, viele junge Familien. Visionen gibt es hier viele. Momentan wird über ein Gewerbegebiet diskutiert.
-Erdweg ist also ein Pendlerort mit Geschichte.
Das kann man sagen. Der Ort ist auf dem Reißbrett entstanden, wie momentan zum Beispiel Freiham. Aber es gibt so viel Geschichtliches. Schon alleine der Name…
-Was hat es mit dem Namen auf sich?
Durch Erdweg fließt die Glonn, eine andere als in Ebersberg, unsere mündet in die Amper. Sie wurde in der Römerzeit ausgehoben und es kam so viel Erde raus, dass unser Ort Erdweg genannt wurde.
-Beschäftigen Sie sich mit der Geschichte Ihrer Heimat?
Ja, ich bin leidenschaftliche Gästeführerin an der Basilika am Petersberg und in Altomünster. Die Basilika aus der Romanik ist eine der ältesten noch erhaltenen Kirchen in der Diözese. Unsere keltische und römische Geschichte ist spannend, es gibt zum Beispiel eine Römerschlucht und einen Keltengrabhügel.
-Was ist das Wichtigste, was Sie den Gästen mitgeben möchten?
Ich möchte ihnen zeigen, dass Bayern auch schön sein kann ohne Tegernsee und Postkartenidylle. Ohne Dirndl und Lederhose. Ich trage Jeans, T-Shirt und Turnschuhe. Manchmal bei der Brotzeit in unserem historischen Gasthaus „Zum Erdweg“ fragen mich Gäste, warum ich so gut Bairisch spreche. Ja, Mensch, weil ich eine gebürtige Bayerin bin, auch wenn ich nicht dem Klischee entspreche, genauso wenig wie Erdweg.
Interview: Aglaja Adam
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