München – Zwei Geschenke hat Weihbischof Theodore Mascarenhas mit nach München gebracht. Einen handgeknüpften indischen Wandteppich für Kardinal Reinhard Marx. Und „viel, viel Liebe“ für alle, die ihm an diesem Tag zuhören. Denn Mascarenhas‘ Heimatland Indien ist in diesem Jahr Partner der gemeinsamen Misereor-Fastenaktion, die am Sonntag vom diesjährigen Gastgeber, dem Erzbistum München und Freising eröffnet wird.
Mit eindringlichen Worten berichtet Mascarenhas von den Problemen in seiner Heimat, zu deren Lösung das Bischöfliche Hilfswerk Misereor und seine Spender beitragen wollen. „Noch immer haben mehr als 400 Millionen Menschen in Indien im Durchschnitt nur eine Mahlzeit am Tag zur Verfügung“, sagt der Bischof. „Das ist ein Skandal, den wir schnellstmöglich abstellen müssen.“ Neben den existenzbedrohenden Folgen des Klimawandels und der hohen Armut in den Städten bereitet dem Priester auch das religiöse Klima in seiner Heimat Sorgen. Er spricht von „Hasskampagnen“ gegen Christen, orchestriert von einer kleinen Gruppe fundamentalistischer Hindu-Nationalisten. Die Fastenaktion versteht er deshalb auch als Appell für ein friedliches Zusammenleben.
Darum geht es auch Kardinal Marx. Für ihn bestehe der Misereor-Gedanke nicht nur im Bekenntnis zur Solidarität mit den Armen auf der ganzen Welt, sondern auch in dem Bewusstsein der einen Welt. „Gerade heute muss man das betonen, weil sich ja manches Land wieder in die andere Richtung bewegt“, sagt Marx mit Blick auf nationalistische Bewegungen weltweit. „Da werden wir als Kirche immer eine Gegenbewegung sein“, betont der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Das Motto der diesjährigen Fastenaktion heißt „Heute schon die Welt verändert?“ und soll zum 60. Geburtstag des Hilfswerk die Menschen dafür sensibilisieren, wie man auch künftig gut zusammenleben kann, erklärt Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. Teil der Aktion, die in Deutschland und Indien stattfindet, ist die bundesweite Kollekte. Sie kommt Hilfsprojekten in Afrika, Lateinamerika und Asien zugute. Derzeit unterstützt Misereor laut Spiegel 3000 Projekte in 90 Ländern.
Feierlich eröffnet wird die Aktion am Sonntag um 10 Uhr mit einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom mit Kardinal Reinhard Marx und vielen Gästen aus Indien. Der Gottesdienst wird live in der ARD übertragen. dg