München – Der Hausarztmangel auf dem Land ist kein neues Problem – aber es wird immer drängender. Durchschnittlich sind die Landärzte in Bayern 55 Jahre alt, im mittelfränkischen Wassertrüdingen liegt der Altersdurchschnitt sogar bei 62 Jahren. Das Gesundheitsministerium und die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) wollen gegensteuern, unter anderem mit einer Landarztquote. Das Konzept hierfür sei noch in Arbeit, teilte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in München mit. Auch ein genauer Starttermin stehe noch nicht fest. Im vergangenen Frühjahr hatte Ministerin Melanie Huml (CSU) angekündigt, dass künftig bis zu fünf Prozent der Medizinstudienplätze an Bewerber gehen sollen, die sich verpflichten, als Hausarzt in Regionen zu arbeiten, die unterversorgt sind, oder in denen eine Unterversorgung droht.
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Numerus clausus vom Dezember habe auch Auswirkungen auf die Gestaltung der Landarztquote, hieß es im Ministerium. Die vom Bundesverfassungsgericht getroffene Feststellung, dass etwa die Abiturnoten aus unterschiedlichen Bundesländern vergleichbar sein müssen, sei bei der Vergabe von Studienplätzen im Rahmen der Landarztquote zu berücksichtigen. Aktuell werde geprüft, wie die Auswahlparameter des zentralen Vergabeverfahrens neu gewichtet und um Auswahlkriterien ergänzt werden können.
Das Gesundheitsministerium und die KVB versuchen auch, junge Mediziner mit Fördergeldern aufs Land zu locken. So schüttete die KVB 2017 nach eigenen Angaben rund 1,75 Millionen Euro an Hausärzte aus, die beispielsweise eine Praxis auf dem Land übernommen oder aufgebaut haben. Das Gesundheitsministerium bezuschusst Niederlassungen in betroffenen Regionen ebenfalls. 318 Hausärzte hätten seit dem Start des Förderprogrammes 2012 davon profitiert, teilte die Sprecherin mit – zudem 53 Psychotherapeuten und 23 weitere Fachärzte. Das Stipendium für Medizinstudenten, die sich verpflichten, ihre Facharztweiterbildung auf dem Land zu absolvieren und danach fünf Jahre dort tätig zu sein, ist zum 1. Februar auf 600 Euro monatlich verdoppelt worden.
Eine weitere Maßnahme gegen den Landarztmangel ist die Reform des Bereitschaftsdienstes. Die hohe Belastung an den Wochenenden und in der Nacht schreckt ebenfalls viele Mediziner ab, auf dem Land eine Praxis zu eröffnen. Bisher mussten Ärzte einen Bereitschaftsdienst von ihrer Praxis aus machen oder zumindest telefonisch erreichbar sein. Nun sollen bayernweit 110 Bereitschaftspraxen eröffnet werden – als feste Anlaufpunkte für Patienten an den Wochenenden und in den Abendstunden. Gleichzeitig sollen dadurch die Notaufnahmen entlastet werden. Die Dienste in den Bereitschaftspraxen übernehmen nicht nur niedergelassene Hausärzte, sondern auch Mediziner, die sich freiwillig dafür melden.
Huml betont: „Hausärzte sind die ersten Ansprechpartner bei Gesundheitsfragen.“ Ziel sei, allen Menschen in Bayern auch künftig eine gute medizinische Versorgung zu sichern – „ohne lange Anfahrtswege“. lby/kwo