München – Kein Weihnachten ohne die berühmten „Sissi“-Filme mit Romy Schneider in der Titelrolle. Wenn sie es als Kaiserin von Österreich am Wiener Hof nicht mehr aushielt, flüchtete sie schon mal nach Possenhofen (Kreis Starnberg) zu ihrer Familie. Ob es dann wirklich so idyllisch zuging wie mit Gustav Knuth und Magda Schneider als Eltern, sei dahingestellt. Aber die korrekt „Sisi“ genannte Wittelsbacherin hatte tatsächlich sieben Geschwister, mit denen sie zeitlebens Kontakt hielt.
Was aus den Schwestern und Brüdern wurde, hat der Historiker Bernhard Graf erforscht. Sein neues Buch „Sisis Geschwister“ enthält viele erstmals veröffentlichte Bilder. Kein Geringerer als Herzog Max Emanuel in Bayern hat das Geleitwort geschrieben. Darin dankt er dem Autor für die „so einfühlsam und unmittelbar“ ineinander verwobenen Lebensgeschichten.
Mit am bekanntesten dürfte neben Sisis Leben (1837-1898) das ihrer älteren Schwester Helene (1834-1890), genannt Nene, sein. Eigentlich hätte sie, wäre es nach dem Wunsch von Mutter Ludovika gegangen, den österreichischen Kaiser Franz Josef I. heiraten sollen. Doch bei der Sommerfrische in Bad Ischl traf der 23-jährige Monarch auf die damals noch nicht 16-jährige Sisi und verliebte sich. Nene hatte das Nachsehen.
Zweimal lehnte die verschmähte Braut selber einen Antrag ab, bis sie 1858 den Erbprinzen Maximilian Anton von Thurn und Taxis heiratete. Neun Jahre später sollte sie bereits Witwe sein. Außerdem trauerte sie um zwei ihrer vier Kinder. Nach ihrem Tod 1890 ließ ihr Sohn Fürst Albert I. das Schlaf- und Sterbezimmer seiner Mutter im Schloss Sankt Emmeram in Regensburg zu einer Kapelle umwandeln, zur Erinnerung an die fürsorgliche Stifterin karitativer Einrichtungen.
Seinen ganz eigenen Weg ging Carl Theodor (1839-1909). Nach der üblichen Offizierslaufbahn war der Lieblingsbruder der Kaiserin aus dem Dienst geschieden. Der Tod seiner Gemahlin Sophie von Sachsen 1867 mag ein Grund gewesen sein, dass er ein Jahr später ein Medizinstudium aufnahm. Die Familie sah es als eine Marotte, und auch in der Wissenschaft wurde von einem „Strohfeuer“ getuschelt, das wohl bald verglimmen würde.
Doch Carl Theodor hielt durch. 1872 wurde er schon zum Ehrendoktor der Medizin an der Universität in München ernannt, acht Jahre später legte er mit Bravour die medizinische Staatsprüfung ab. Als Arzt konzentrierte er sich auf die Augenheilkunde und nutzte seine internationalen Kontakte zur Fortbildung. Nicht nur reiche Patienten profitierten von seinem Wissen, mittellos Erkrankte behandelte er kostenlos.
In Marie Jose, der Tochter des verstorbenen Königs von Portugal, fand Carl Theodor eine neue Liebe. Das Paar heiratete 1874. Seine Frau gebar ihm fünf Kinder und sorgte nach seinem Tod dafür, dass sein Lebenswerk, die nach ihm benannte Augenklinik, durch eine Stiftung bis heute in München weitergeführt werden konnte.
Für Schlagzeilen anderer Art sorgte Sophie (1847-1897). Die einzige noch nicht verheiratete Schwester von Sisi hatte es mit ihrem Gesang und der Begeisterung für die Musik Richard Wagners dem bayerischen König Ludwig II. angetan. 1867 endlich bat er sie um ihre Hand. „Es war ein schönes Brautpaar“, schwärmte ein Gesandter. Doch der Monarch entlobte sich im selben Jahr, Sophie war abgeschrieben. In dem Franzosen Ferdinand d’Alencon fand sich ein anderer Hochzeiter. Das „Ja“ der Braut soll allerdings eher nach „meinetwegen“ geklungen haben, berichten Zeugen.
Später suchte Sophie vor allem Kraft im Glauben, besuchte Lourdes und fühlte sich den Dominikanerinnen verbunden. Für den Orden leitete sie im Mai 1897 in Paris den Verkaufsstand bei einem Wohltätigkeitsbasar, als dort ein Feuer ausbrach. Heldenhaft soll sie anderen geholfen haben zu entkommen. Von ihr blieb nur eine fast unkenntlich verbrannte Leiche zurück.
„Sisis Geschwister“
von Bernhard Graf, 192 Seiten, Allitera Verlag, München, 2017, 29,90 Euro