München – Gesichtserkennung. Das Wort ist sperrig, aber das Thema dürfte bald fast jeden betreffen. Am Freitag hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann erklärt, die entsprechende Software bei der bayerischen Polizei auszubauen. Der CSU-Politiker hofft, damit (und durch mehr Videoüberwachung) bessere Fahndungserfolge zu erzielen.
Was vor nicht allzu langer Zeit nach einem Science-Fiction-Film klang, gehört seit 2008 zur Polizeiarbeit in Bayern. Haben die Beamten Foto- oder Videomaterial von einem Tatverdächtigen, können sie diese Aufnahmen mit der Datenbank InPol abgleichen. Darin finden sich laut Bernhard Egger vom Landeskriminalamt 5,2 Millionen Fotos von 3,6 Millionen Straftätern.
Die allermeisten Treffer kommen über diese Datenbank zustande. Dazu kommt vermehrt ein zweiter Weg – wenn die Software Aufnahmen der Tat mit im Internet verfügbaren Fotos von ermittelten Verdächtigen vergleicht. Insgesamt führte die Gesichtserkennung laut Landeskriminalamt im Freistaat im bisherigen Jahr zu 83 ermittelten Tätern.
Zum Abgleich werden biometrische Daten verwendet, etwa die Abstände von Auge zu Nase oder von Haaransatz zu Kinn. Diese „Vermessung“ kritisieren Datenschützer. Sie warnen auch vor Fehlern, die zu falschen Verdächtigungen führen können – und vor dem Missbrauch der für bis zu drei Wochen gespeicherten Gesichtsprofile.
In Berlin ist man weiter. Am Südkreuz läuft derzeit ein Test für Gesichtserkennung in Echtzeit. Computer vermessen dabei in Sekundenbruchteilen die von Überwachungskameras gefilmten Gesichter aller Passanten – und gleichen sie mit hinterlegten Fotos ab. Für diese „intelligente Videoüberwachung“ werden allerdings hochauflösende und entsprechend teure Kameras benötigt. Maximilian Heim