Fulda/München – Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat Forderungen konservativer Kritiker nach einer Korrektur des Papstschreibens „Amoris laetitia“ eine klare Absage erteilt. In dem Schreiben von 2016 geht es unter anderem darum, ob wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Voraussetzungen zur Kommunion zugelassen werden können. Marx betonte am Donnerstag in Fulda, das Schreiben von Papst Franziskus sei „auch in den kritischen Passagen“ eine wortgetreue Wiedergabe dessen, was die Bischofssynode in Rom im Oktober 2015 mit Zweidrittelmehrheit beschlossen habe. Zwar könne darüber weiter debattiert werden, und er habe auch nichts dagegen, wenn dazu kritische Artikel publiziert würden. An der Entscheidung der Bischöfe und des Papstes werde dies aber nichts mehr ändern. „Für mich ist die Sache klar und entschieden.“
Außerdem will sich die katholische Kirche in Deutschland angesichts vieler Probleme in der Gesellschaft weiter als politischer Akteur positionieren. Marx sagte, es sei zwar nicht Aufgabe der Kirche, ein politisches Programm zu machen. Aber die Bischöfe sollten bei Bedarf ruhig kommentierend das Wort erheben. Herausforderungen seien etwa der Umgang in der Gesellschaft mit Armen, Kranken und Schwachen. Fragen seien auch, wie der Altersarmut und Flüchtlingen begegnet werde.
Wenige Tage nach der Bundestagswahl betonte Marx: Gespräche mit der neu in den Bundestag gewählten Rechtsaußen-Partei AfD würden nicht kategorisch ausgeschlossen. „Alle Parteien, die im Bundestag vertreten sind und die mit uns einen Dialog wünschen, mit denen wird man prüfen und klären, wie ein solches Gespräch stattfinden kann.“ Er empfahl den Parteien nach der Wahl eine verbale Abrüstung. Im gemeinsamen Ringen um die besten Lösungen für die Gesellschaft seien Hass und Ausgrenzung nicht angebracht.
Die Bischöfe sprachen in Fulda auch über islamistischen Terrorismus. Nach geplanten und vollzogenen Gewaltakten auf Kirchen im Ausland sagte Marx: „Es gibt keine absolute Sicherheit, und es ist nicht möglich, über 24 000 katholische Kirchengebäude in Deutschland zu schützen. Wir brauchen erhöhte Wachsamkeit im Alltag.“ Die Menschen sollten sich von der abstrakten Gefahr nicht einschüchtern lassen. „Die Staaten und die Staatengemeinschaft müssen sich gegen den Terrorismus wehren und ihre Bürger schützen.“ Dabei seien alle Maßnahmen an der Effektivität und Effizienz, aber auch am Grundsatz des Rechts zu messen. Es sei für ihn bedrängend, dass mit dem islamistischen Gotteskriegertum eine Ideologie an Einfluss gewonnen habe, die Gewalt religiös begründe – selbst gegen Unbeteiligte. „Die muslimischen Autoritäten können nicht genug tun, um dieser Pervertierung von Religion entgegenzutreten.“ Die christlichen Kirchen müssen ihrerseits der zuweilen gängigen, falschen Gleichsetzung von Islam und islamistischer Gewalt unüberhörbar widersprechen. kna/dpa